Spanisch-Dolmetscher Oliver Pospiech über Spanisch als Konferenzsprache

Was ist aus der Sicht eines Spanisch-Dolmetschers das Besondere an Spanisch als Konferenzsprache?

Als erstes fällt mir da ein, dass man fast immer für muttersprachliches Publikum arbeitet. Spanisch wird seltener als Lingua Franca von Nichtmuttersprachler:innen verwendet als das für Englisch der Fall ist. Und es gibt besonders viele Varianten, weil Spanisch in 21 Ländern weltweit gesprochen wird.

Muss ich bei der Beauftragung darauf achten, ob die Dolmetscher:innen europäisches oder südamerikanisches Spanisch sprechen?

Eigentlich nicht. Es gibt Unterschiede, aber ich habe noch nie erlebt, dass es irgendwelche Verständigungsprobleme gibt. Das kann bei Portugiesisch zwischen Brasilien und Portugal anders sein und natürlich kennt man sich in dem Land am besten aus, dessen Variante man spricht, aber bei Spanisch ist das kein grundsätzliches Problem – bei Fachkonferenzen sowieso nicht. Wenn jemand aus Spanien bei einer Veranstaltung hier in Europa ein Spanisch aus Lateinamerika hört, würde das einfach nur wahrgenommen, vielleicht so, wie wenn man in Deutschland plötzlich einen Dolmetscher oder eine Dolmetscherin mit österreichischem Akzent hört. Aber das würde einen ja nicht daran hindern, alles zu verstehen.

Und haben Gäste aus Lateinamerika manchmal Schwierigkeiten mit europäischem Spanisch?

Bei Dolmetscher:innen eigentlich nicht. Niemand aus Lateinamerika hätte ein Problem, eine Dolmetscherin oder einen Dolmetscher mit „spanischem Spanisch“ zu verstehen. Professionelle Dolmetscher:innen sind gebildete Menschen mit einem sprechenden Beruf, sie sprechen ein neutrales und allgemeinverständliches Spanisch. Ich habe dazu mal einen Vergleich gelesen, in dem es hieß, dass ein peruanischer Bauer und ein peruanischer Professor sich weniger leicht verstehen als der peruanische Professor und sein spanischer Berufskollege.

Natürlich gibt es Länder mit stärkeren Akzenten, die auch von der Lexik her mehr von der Norm abweichen. Und es gibt Länder oder Regionen, die dafür bekannt sind, ein „gutes“ neutrales Spanisch zu sprechen, was man überall versteht, zum Beispiel Ecuador oder Teile von Kolumbien.

Sind die Spanisch-Dolmetscher:innen normalerweise von Haus aus zweisprachig?

Bei den meisten Dolmetscherinnen und Dolmetschern in meinem Umfeld ist es so, dass sie Spanisch als Muttersprache haben oder jedenfalls sprachlich sehr stark aufgestellt sind, weil sie einen entsprechenden biografischen Hintergrund haben.

Ich selbst bin in Deutschland zur Schule gegangen und habe hier studiert. Aber ich habe durch meine spanische Mutter schon sehr viel Spanisch mitbekommen, so dass zum Beispiel Menschen aus Lateinamerika mich für einen Spanier halten, wenn sie mich hören. Auch wenn jemand aus Spanien mich hört, fragen sie mich höchstens mal, aus welcher Region ich komme oder wie lange ich schon im Ausland lebe.

Die Zweisprachigkeit ist schon ein echter Vorteil, denn im Gegensatz zu Dolmetscher:innen für Englisch arbeite ich fast immer für muttersprachliches Publikum. Meine Verdolmetschung kommt dann bei ihnen als authentisch an.

Was ist sonst noch zur spanischen Sprache zu sagen?

Spanisch ist eine Weltsprache und wird von über 400 Millionen Menschen auf der Welt als Muttersprache gesprochen, steht also an zweiter Stelle nach Chinesisch und noch vor Englisch. Deshalb haben wir es mit einer Vielfalt von Ländern und Kulturen zu tun. Auch wenn sie die gleiche Sprache sprechen, sind die Gebräuche, Klimazonen und vor allem die Geschichte ja unterschiedlich, auch was die indigene Bevölkerung des jeweiligen Landes angeht. Was unsere kulturelle Kompetenz angeht, können wir eigentlich nur die wichtigsten Themen auf dem Schirm haben. Deshalb bereiten wir uns vor einer Konferenz nicht nur auf den Inhalt vor, sondern auch auf das Land, aus dem die Teilnehmenden kommen.

Das Interview führte der Webmaster der Syntax Sprachen GmbH, Martin Granacher, im Mai 2021.

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Dolmetscher für Spanisch in Frankfurt: Oliver Pospiech

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